Von Haguenau nach Colmar

Und wieder beginnt der Tag diesig. In Haguenau lockert es zwar bereits auf, aber wir scheinen direkt in die dickere Suppe zu fahren. Erst mal tanken und dann nach Osten über Gambsheim zum Rhein, der hier die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland darstellt.

Von hier geht es weiter nach und mitten durch Strasbourg mit kurzem Stopp.


Weiter geht es wieder zum Rhein, der aber von den Franzosen ganz sicher nicht romantisiert wird: Es finden sich hauptsächlich Industrie- und Hafenanlagen, teilweise ist die Sicht durch einen Deich versperrt. Bordsteinschwalben säumen die wenig einladenden Straßen.

Also verlassen wir etwas ernüchtert die rheinnahe Strecke und fahren weiter westlich gen Süden. So langsam bekommen wir Hunger und halten Ausschau nach Restaurants.

Es ist zwar Sonntag, aber uns überrascht dennoch, dass deshalb praktisch alle Restaurants in den kleinen Dörfern auf dem Weg geschlossen sind. Selbst „Ouvert“ heisst nicht geöffnet: Es steht zwar ein Aufsteller mit dieser Aufschrift vor einer einladend aussehenden Lokation, aber im Innenhof sind alle Türen verschlossen – schade.

Schließlich finden wir eine Lokation, die tatsächlich geöffnet hat, aber hier gibt es nur Bretzeln und Cola – na gut, das stillt den größten Hunger und wir wollen ja heute in Colmar zu Abend essen gehen.

Am Nachmittag erreichen wir Colmar und wollen das Zimmer-Debakel vom Vortag nicht wiederholen. Also entschließen wir uns zu einem neuen, ganz anderen Debakel: Im Navi wieder POI – Unterkünfte eingegeben und in der Vorschlagliste ein IBIS-Hotel entdeckt – das war doch synonym zu billig, oder? Also hin da – natürlich ist nichts mehr frei, eine gigantisch große Truppe asiatischer Touristen ist hier gerade eingefallen. Die Dame an der Rezeption ist so nett und telefoniert für uns mit dem IBIS Style, das nur kurz entfernt sei – ja, die haben noch was frei, ein DZ für 140,00 Euro. Wir sagen danke, aber nein danke.

Also erneut in die POI – Unterkünfte geschaut – sind wir vorhin nicht auch an einem Mercure-Hotel vorbei gekommen? Die sind doch auch billig, oder? OK, das Navi zeigt uns den Weg, es ist auch nur ein paar Ecken weiter. Ja, es ist auch was frei, DZ für 126,00 Euro. Wir schauen einander fragend an. Einerseits ist das lächerlich weit jenseits unserer eigentlichen Budgetvorstellungen, andererseits brauchen wir beide nach der letzten unerquicklichen Übernachtung unbedingt etwas Schönes. Also sagen wir zu – und das Zimmer ist wirklich prima, tolles Bett, phantastische Dusche. Am nächsten Morgen stellt sich dann heraus, dass natürlich Tiefgarage und Frühstück noch oben drauf kommen, so dass wir insgesamt schlappe 176,00 Euro für diese Übernachtung bezahlen. Autsch! Aber wir schlafen hervorragend…

Vorher gehen wir aber natürlich noch Abendessen in Colmar, sehr pittoresk.

In dem Restaurant, für das wir uns entschieden haben, gibt es neben erstaunlich gutem Essen zu vernünftigem Preis auch eine besondere Person. Auf den ersten Blick ein Kellner, stellt sich bei genauerer Beobachtung heraus, dass dieser Mann nicht kellnert, sondern die zögerlichen Leute, die auf der Suche nach ihrem Abendessen vorbei spazieren, anspricht und an einen Tisch heranführt. Das macht er auf faszinierend gekonnte Weise, nicht plump oder aufdringlich, sondern immer genau den richtigen Zeitpunkt abwartend und mit erstaunlich hoher Erfolgsquote – ein wahrer Könner seines Fachs. Ich bin sicher, es gibt einen Namen für diesen Beruf, aber ich kenne ihn nicht.


Tagesetappe:161 km
Übernachtung:Mercure Colmar Zentrum Unterlinden, 176,00 Euro DZ mit Frühstück und Tiefgarage.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Unterbringung Mopeds: Tiefgarage, sauteuer.
⭐️⭐️⭐️
McLibboc Verfasst von:

Honda NT 1100 (2022), Honda NC 750X (2016)

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